Mittwoch, 24. Februar 2016

Ernst Heilemann


1906

Wie Wennerberg, Heiligenstaedt, Linge, Ehrenberger, Arnaud und viele andere war Ernst Heilemann vor allem ein Illustrator der „Leichtigkeit des Seins“ begüterter Großstädter in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts – das Thema vieler illustrierter Blätter, die eine wichtige Erwerbsquelle dieser Zeichner bildeten. Die insgesamt auch heute noch aufschlussreichen Momentaufnahmen vom Freizeitverhalten der vermeintlich besseren Gesellschaft fielen dabei höchst unterschiedlich aus, mitunter wurden die feinen Herrschaften auch karikiert oder von Illustratoren wie Ludwig Kainer sogar bloßgestellt. Heilemann, der eine unüberschaubare Anzahl von Grafiken vor allem für den "Simplicissimus" und die "Lustigen Blätter" anfertigte, Bücher illustrierte und als Portraitmaler recht angesehen war, zeigte sich in der Regel eher als humorvoller Beobachter einer Gesellschaftsschicht, der er auch infolge seines beruflichen Erfolges selbst angehörte. Er starb 1936 im Alter von 65 Jahren.

1901

Simplicissimus 1909

1914

Dienstag, 23. Februar 2016

Marcel Vértes


1929

Viele späterhin bekannte Künstler begannen ihre Karriere als Gebrauchsgrafiker; vor allem Buch-, Notenheft- und Zeitschriften-Illustrationen boten wichtige Einnahmequellen, die Letzteren zudem die Möglichkeit, sich bei einem interessierten Publikum bekannt zu machen. Der 1895 geborene Ungar Marcel Vértes machte in der Hauptstadt Frankreichs besonders rasch Karriere und wurde nach kurzer Zeit zu einem der gefragtesten Pariser Künstler der späten 20er und 30er Jahre. In den USA erlangte Vértes nach seiner Übersiedelung in den 1940er Jahren vor allem einen Namen als Bühnenbildner für Theater, Revue und Film. Vértes, der zeitlebens außerdem ein großes Faible für den Circus hatte (http://circusplakate.blogspot.de/2014/01/in-den-fustapfen-toulouse-lautrecs.html), starb 1961.

1928

Lustige Blätter 1924



Montag, 22. Februar 2016

Leo Fontan


1925

Leo Fontan (1884-1965), der u.a. auch als Maler, Möbeldesigner und Dekorateur tätig war, zählte wie Herouard, Kirchner, Milliere oder Léonnec zu den Illustratoren für die erotische Zeitschrift „La Vie Parisienne“, die deutlichen Einfluss auf die amerikanische Pin-Up-Malerei hatten. Bei Fontan betraf dies neben der Motivwahl und der Bildgestaltung besonders auch die Malweise. Männermagazine wie „La Vie Parisienne“ in Frankreich oder in Deutschland „Reigen“, "Berliner Leben" und „Der Junggeselle“ beschäftigten in den 1910er und 20er Jahren mit die besten Illustratoren ihrer Zeit.  

1924

1925

La Vie Parisienne 1923



Freitag, 19. Februar 2016

Ludwig Hohlwein


1926

Der 1874 geborene Hohlwein ist einer der wenigen Plakatkünstler, die auch einem breiten Publikum bekannt sind. Der deutsche „Plakatkönig“ schuf Klassiker, die zum Besten des Genres zählen und der letztlich auf der Arbeit der „Beggarstaff-Brothers“ fußender Stil seiner gelungensten Plakate prägte die Entwicklung der Plakatkunst entscheidend mit.
Hohlweins Berühmtheit gründet auf seinen Plakaten, darüber hinaus schuf er aber in vielen weiteren Sparten der Gebrauchsgrafik eine unüberschaubare Zahl von in der Regel weniger herausragenden, aber zumeist ansprechenden Arbeiten in unverkennbarer Machart, darunter Verpackungen, Buchillustrationen, Notentitel und nicht zuletzt Anzeigenwerbung: Die Illustrierten der 1920er und 30er Regel enthalten im Anzeigenteil häufig gleich mehrere Annoncen mit dem berühmten Signet des Grafikers.
Hohlweins Arbeiten machen in besonderer Weise deutlich, dass Gebrauchsgrafik immer auch ein Spiegel es Zeitgeists ist. In den 1930er Jahren stellte Hohlwein seine Kunst sogar weitgehend in den Dienst der nationalsozialistischen Propaganda. Er starb 1949.

Kalenderrückwand 1914



1925

Mittwoch, 17. Februar 2016

Karl Arnold


1925

Karl Arnold (1883-1953), einer der bedeutendsten Karikaturisten der Weimarer Republik, war, obwohl er auch Bücher illustrierte, sehr weitgehend auf Arbeiten für Zeitschriften spezialisiert. Neben Blättern wie Jugend, Ulk und der Berliner Illustrirten Zeitung zeichnete er vor allem für den Simplicissimus. Arnold gehörte mit Heine, Gulbransson und Thöny zu den produktivsten Zeichnern der berühmten satirischen Zeitschrift. Wie seine Kollegen entwickelte er ganz eigene künstlerische Handschriften, vor allem aber einen "oft galligen Witz": "Die Ohnmächtigen machte er in ihrer Schwäche verständlich, die Mächtigen in ihrem Unverstand lächerlich." Hierbei nutzte Karl Arnold die Vorgehensweise vieler herausragender Karikaturisten: "Er entblößte sie nur, zeigte sie gleichsam nackt, auf ihre eigene Lächerlichkeit reduziert. (...) Karikieren war für ihn eine Methode des Erkennens." (Wieland Schmied; Vorwort zu "Karl Arnold. Leben und Werk, München 1977)

Einband 1922

1922

Simplicissimus 1910

Montag, 15. Februar 2016

Paul Iribe


1903

Paul Iribe, Jahrgang 1883, war ein weiterer der für Pariser Journale wie „Le Rire“ oder „Souire“ tätigen hervorragenden Illustratoren. Er begann als Karikaturist bzw. satirischer Zeichner, wandte sich zwischenzeitlich aber Modezeichnungen zu und arbeitete zudem als Kostüm- und Schmuckdesigner sowie als Bühnenbildner. Seine wunderbaren Illustrationen für einen Katalog des Haute Couturiers Paul Poiret aus dem Jahr 1908 gelten als wegweisend für die beginnende Entwicklung zum Art Deco. In den Jahren vor seinem Tod im Jahr 1935 arbeitete Iribe, der einige Zeit mit Coco Chanel liiert war, wieder verstärkt als Karikaturist, wobei seine Arbeiten zunehmend politischer wurden.  

Le Rire 1905

Als Kostüm- und Werbezeichner schuf Iribe "reinstes" Art Déco.

Le Rire 1920


Sonntag, 14. Februar 2016

Adrien Barrère


1905

Der Karikaturist und Plakatgestalter Adrien Barrère (1874-1931) gehörte zu den französischen Grafikern, die um die vorletzte Jahrhundertwende einen neuen reduzierten, flächigen Stil prägten, der die Arbeit vieler Illustratoren beeinflusste. Dieser Stil zeichnete sich durch eine zumeist klare Farbgebung und ausgeprägte Konturen aus. Seine Wurzeln liegen in der Auseinandersetzung zahlreicher Kunstmaler mit japanischen Farbholzschnitten gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die auf die Gebrauchsgrafik und auf die Herausbildung der Comic-Zeichnerei immensen Einfluss hatte.  

Max Dearly 1921

1912


Samstag, 13. Februar 2016

Bernd Reuters


1927

Gegen Ende des 19. Jahrhunders zählte die Firma „Brennabor“ zu Europas bedeutendsten Herstellern von Kinderwagen und Fahrrädern, Anfang des 20. Jahrhunderts begann man zudem mit der Produktion von Motorrädern. In den 1920er Jahren entwickelte sich Brennabor neben Opel für einige wenige Jahre zum größten deutschen Automobilhersteller, dessen Erfolg nicht zuletzt auch in einer modernen, ausgeklügelten Marketingstrategie begründet lag. So schaltete Brennabor schon früh ganzseitige Farbanzeigen des jungen Bernd Reuters in illustrierten Zeitschriften. Der 1901 geborene Gebrauchsgrafiker Reuters gestaltete zunächst Titelseiten für Zeitschriften wie „Die Woche“ , "Die Koralle" oder „Sport im Bild“. Mit den zunehmenden Aufträgen aus der Automobil-Wirtschaft zeigte sich sein herausragendes Talent für die Gestaltung überaus ansprechender Autowerbung. Reuters spezialisierte sich rasch auf dieses Sujet, in dem er bis zu seinem Tod 1958 unangefochten an der Spitze in Deutschland stand.

1928


1928

1932

Jeanne Mammen


Jugend 1929

Die Berliner Künstlerin Jeanne Mammen (1890-1976) wurde zunächst durch ihre Illustrationen für Magazine wie „Simplicissimus“, „Uhu“ oder „Der Junggeselle“ bekannt. Dass diese Arbeiten vornehmlich dem Broterwerb dienten, tat ihrer Qualität keinen Abbruch. Der Einfluss französischer Zeichner, die ebenfalls für illustrierte Journale arbeiteten, ist dabei offenkundig – auch im Aufgreifen sozialer Themen des großstädtischen Lebens. Jeanne Mammen porträtierte den modernen Menschen im Berlin der 20er Jahre in ihrer ganz eigenen schonungslosen Weise, nicht zuletzt einen emanzipierten, selbstbewussten, aber häufig auch auch desillusionierten Frauenytpus.

"Der Junggeselle" 1925
"Uhu" 1928

Jugend 1928

Mittwoch, 10. Februar 2016

Lutz Ehrenberger


1921
 
Der 1878 geborene Österreicher Ludwig Ehrenberger war einer der gefragtesten Illustratoren der 1920er und 30er Jahre im deutschsprachigen Raum. Nicht zuletzt prägte er durch seine zahlreichen ansprechenden Titelseiten der "Lustigen Blätter" in den 20ern das Erscheinungsgsbild dieses beliebten Magazins. Ehrenberger war vor allem als Illustrator für Zeitschriften sowie als Gestalter von Werbeanzeigen tätig, daneben entwarf er Plakate, illustrierte Bücher und arbeitete als Portraitmaler: Seine unzähligen Arbeiten für illustrierte Zeitschriften zeigen nicht von ungefähr häufig ausgesprochen ausdrucksstarke, lebendige Portraits, die Ehrenbergers Stil neben der vor allem im Spätwerk verbreiteten intensiven, flimmernden Farbgebung mit ausmachen. Besonders interessant zudem sind einige kleinere Arbeiten Ehrenbergers im Inneren der Illustrierten , die ihn, wie auch seine Buchillustrationen, auch als vielseitigen und höchst virtuosen Zeichner ausweisen.

1922

1924

Illustration aus "Frauen im Morgenland" (Stuttgart 1924)


Seine Arbeiten für französische Magazine illustrierte Ehrenberger unter dem Pseudonym "Henry Sebastian":

"Le Sourire" Oktober 1932

Dienstag, 2. Februar 2016

René Vincent


Titel eines Journals von 1933

Farbige Anzeigen in Illustrierten stellen auch heute noch einen besonderen Kostenfaktor für die werbenden Unternehmen war, der allerdings vor 90 Jahren noch ungleich größer war. Trotz der gerade zu dieser Zeit noch besonders „augen-fälligen“ Wirkung von farbigen Anzeigen schalteten selbst große Unternehmen vornehmlich Schwarz-Weiß-Anzeigen, zumal viele Illustrierte nur eine begrenzte Zahl der aufwändig zu produzierenden und teuren Farbseiten enthielten – oft die Umschlag- und Mittelseiten.
Einige Grafiker brachten es zu besonderer Meisterschaft in der Gestaltung wirkungsvoller Annoncen im einfachen Hell-Dunkel-Kontrast, darunter Ivo Puhonny, Leo Kober oder Ernst Deutsch. Ein ganz Großer auf diesem Gebiet war der Franzose René Vincent (1879-1936), der sich durch erstklassige Zeitschriften-Illustrationen und Plakate in reinstem Art-Deco einen Namen gemacht hatte. Es verwundert nicht, dass der frühe Auto-Narr seine besten Arbeiten für die Automobil-Industrie schuf, darunter wohlkomponierte großformatige Schwarz-Weiß-Annoncen in einem klaren und zugleich sehr dynamischen Stil:

1924

1928

1928