Dienstag, 31. Mai 2016

Olaf Gulbransson


Bucheinband 1928 (In der Gedichtsammlung "Allerdings"
widmete Ringelnatz dem populären Zeichner ein Gedicht.)

Der 1873 geborene Norweger Olaf Gulbransson zählte zu den angesehensten Illustratoren im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er verkehrte in bedeutenden Künstlerkreisen und  trat 1929 sogar die Nachfolge Franz von Stucks an der Münchner Kunstakademie an. Gulbranssons mit "holbeinisch reinem Strich" (Korfiz Holm) ausgeführten Zeichnungen prägten neben den Arbeiten Thomas Heines das Erscheinungsbild des Simplicissimus über Jahrzehnte.
Seine höchst aufschlussreichen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Norwegen veröffentlichte Gulbranson 1934 in einem wunderbar gestalteten, mit vielen Zeichnungen versehenen Band unter dem Titel "Es war einmal" im Münchner Piper-Verlag.
Der herausragende Künstler Gulbranson war zeitlebens politisch überaus „wandlungsfähig“. So schuf er vor der Machtübernahme im Simplicissimus Karikaturen, die die NSDAP und ihre Funktionäre zum Gegenstand hatten, während er sich danach den neuen Machthabern gegenüber völlig opportun verhielt. Seiner Anerkennung auch nach dem Krieg tat dies keinen Abbruch. Gulbransson starb als geachteter Künstler 1958 in seinem Domizil am Tegernsee.

1913

ZickZack 1913

Werbung für "Faber-Castell" 1911


Samstag, 28. Mai 2016

Lucien Marie Francois Métivet


1905

Auch bei Lucien Métivet (1863-1932) unterscheiden sich die recht gewöhnlichen Notentitel deutlich von seinen übrigen Arbeiten als Maler, Illustrator und erfolgreicher Plakatkünstler. Einen ganz eigenen, humorvollen Stil zeigen insbesondere seine zahlreichen geistreichen Karikaturen für das Magazin „Le Rire“. „Er hat sich eine mehr literarische als plastische Art des Zeichnens zurechtgelegt (…) und macht überhaupt gern in Unehrerbietigkeit, entledigt sich aber seiner Aufgabe in der elegantesten ungezwungenen Haltung.“ (Gustave Kahn 1907)


1900

1905

1901

Victor Arnaud



Der vielseitige Gebrauchsgrafiker Victor Arnaud (1890-1958) verstand es in besonderer Weise, seine Entwürfe auf die Bedürfnisse der jeweiligen Auftraggeber abzustimmen. Am anspruchsvollsten sind die Plakate und andere werbegrafischen Arbeiten des von Lovis Corinth ausgebildeten und mit Rudi Erdt und Theo Matejko befreundeten Illustrators. Arnauds gefällige Musiktitel und die zahlreichen Illustrationen für diverse Magazine sind hingegen in der Regel von recht herkömmlicher Machart. 






Freitag, 27. Mai 2016

Begriffsklärung


Titelseite: Walter Crane 1898

Im Gegensatz zum Titel „Cover-Art“ ist die mangels Alternativen gewählte Adresse dieses Blogs weniger zutreffend - „Titelblätter“ im strengen Sinne, das heißt häufig nicht grafisch gestaltete dritte Buchseiten, werden hier nur selten gezeigt. Ausnahmen bilden illustrierte Zeitschriften, die wie zum Beispiel „Reigen“ oder „Der Junggeselle“ stets illustrierte Titelblätter enthielten.
An dieser Stelle sei auch auf das Frontispiz verwiesen, eine Buchillustration auf der dem Titelblatt gegenüberliegenden Seite.
Den Schwerpunkt dieses Blogs bilden Titelseiten (Cover) von Zeitschriften sowie Notenheften, letztere werden auch als „Musiktitel“ bezeichnet.
Daneben werden grafisch gestaltete Bucheinbände gezeigt, seltener hingegen die zunächst weniger verbreiteten oder nicht mehr erhaltenen Schutz- bzw. Buchumschläge.

Frontispiz und Titelblatt: Rosà Rosa 1922 

Einbandgestaltung von Käthe Roman-Försterling

Schutzumschlag von Karl Borschke 1921


Donnerstag, 26. Mai 2016

Adolphe Léon Willette


1901

Adolphe Léon Willette (1857-1926) begann seine Karriere in Paris als Kunstmaler, machte dann aber rasch als Gebrauchsgrafiker und Karikaturist in Karriere – wobei „er erklärte, daß der Ausdruck 'Karikaturist' ungeeignet sei für Künstler von Talent, und daß ihnen (…) weit mehr die Bezeichnung 'Humoristen' zustehe.“ (Gustave Kahn 1907). Willette, ein guter Freund Théophile-Alexandre Steinlens, genoss zu Lebzeiten große Popularität, er gestaltete u.a. Plakate, Programme, Einladungs- Menü- und Geschäftskarten, illustrierte Bücher und zeichnete für verschiedene Journale.   

1908

1901

Montag, 23. Mai 2016

Theo Matejko



Theo Matejko war einer der bekanntesten Pressezeichner der Weimarer Republik, besonders zahlreich waren seine Illustrationen für Ullsteins „Berliner Illustrirte Zeitung“. Darüber hinaus schuf Matejko farbige Illustrationen für verschiedene Magazine, er illustrierte Bücher und trat nicht zuletzt als ausgezeichneter Plakatgestalter vor allem mit expressiven Filmplakaten in Erscheinung. Sein vielleicht bestes Plakat warb für den berühmten „Hellseher“ Hanussen.
Matejko, dessen beliebteste Sujets Sportveranstaltungen, vor allem Autorennen waren, starb 53jährig 1946.

1924

1921

Uhu, Juni 1927

Samstag, 21. Mai 2016

Sacha Zaliouk


1926

Sacha Zaliouk (1887-1971) studierte an der Kunstakademie in Odessa und veröffentlichte erste Illustrationen in russischen Zeitschriften. 1910 zog er nach Paris, wo er seine Studien fortsetzte und rasch Eingang in die Literaten- bzw. Künstlerszene fand. Im ersten Weltkrieg diente Zaliouk in der französischen Armee und wurde französischer Staatsbürger. Zaliouk sah sich in erster Linie als Künstler, der durch seine Malerei Beachtung finden wollte. Den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdiente er jedoch mit oftmals eine gewisse Dekadenz ausstrahlenden Illustrationen für verschiedene französische und deutsche Zeitschriften, darunter erotisch angehauchte Arbeiten für "Galante Magazine":

1926

La Vie Parisienne 1922

Sourire 1929


Donnerstag, 19. Mai 2016

Hans Rudi Erdt


Titelillustrationen von Erdt sind rar. Den Katalog einer frühen „Touristik-Messe“ im Berlin des 
Jahres 1911 schmückt dieses Motiv, das sich auch auf verschiedenen Plakaten findet.

Der 1925 im Alter von nur 42 Jahren früh verstorbene Hans Rudi Erdt zählte zu den führenden deutschen Gebrauchsgrafikern, die im Jahrzehnt vor dem ersten Weltkrieg ganz neue stilistische Akzente, ja Maßstäbe setzten und die Entwicklung der Plakatkunst nachhaltig beeinflussten
Erdt wurde in München ausgebildet, wo er auch seine Tätigkeit als Werbegrafiker begann. 1908 wechselte er in die andere deutsche Plakat-Hochburg Berlin und zählte dort zum Kreis herausragender Grafiker, die für die Druckerei Hollerbaum und Schmidt bis heute bekannte Klassiker der Plakatkunst schufen.
Erdt gestaltete zwar einige wenige (Titel-)Illustrationen, war aber schon früh auf werbegrafische Arbeiten spezialisiert. Neben Plakaten entwarf er vor allem Anzeigenwerbung, darunter eine verbreitete Serie für die seinerzeit sehr bekannte Zigarettenfirma von August Batschari.

Reklamemarke nach einem Plakat

Werbeanzeige 1913

Werbeanzeige 1914


Mittwoch, 18. Mai 2016

Charles Huard


1901

Huards zentrale Themen waren nicht wie bei so vielen seiner für Zeitschriften wie „Le Rire“ arbeitenden Kollegen die verschiedenen Gesellschaftsschichten der französischen Hauptstadt, Huard zeichnete vornehmlich Landbewohner und Mitglieder der "Kleinstadt-Bourgeoisie" – Typen aus der Provinz, wie er sie aus seiner Heimat, der Normandie, kannte.
Huards Erfolg als Zeichner begründeten seine Illustrationen für eine Ausgabe von Flauberts Roman „Bouvard et Pecuchet“. Später finden sich „seine unparteiischen, gerechten und unerbittlichen Skizzen“ (Gustave Kahn) in den führenden satirischen Magazinen der Seine-Metropole. „Huard karikiert nicht, er charakterisiert, er macht keine Chargen, er stellt seine Personen nicht lächerlich dar; er übersetzt einfach, das genügt.“ (Derselbe)
Wie so viele Illustratoren, erreichte der 1874 geborene Huard ein sehr hohes Alter - er starb 1965. Vielleicht liegt das auch an der kontemplativen Dimension des Zeichnens und Malens ...

1902

Le Journal Amusant 1901

Le Rire 1902

Dienstag, 17. Mai 2016

Enrico Sacchetti


1924

Enrico Sacchetti erlangte vor allem als Plakatgestalter Bekanntheit, seine gelungensten Entwürfe, darunter ein zum Klassiker avanciertes Campari-Plakat aus dem Jahr 1921, stehen gleichbedeutend neben Arbeiten seiner berühmten italienischen Kollegen des ersten Jahrhundertdrittels. Wie so viele durch ihr Plakatschaffen bekannt gewordene Gebrauchsgrafiker, schuf auch Sacchetti in erster Linie jedoch Arbeiten anderer Art: Im Zentrum seines Schaffens standen Buchillustrationen und insbesondere die Gestaltung von Titelseiten verschiedener Magazine, allen voran "La Lettura". Der 1877 in Rom geborene Sacchetti wurde 90 Jahre alt.  

1929

1933

1929


Georges Meunier


1902

Georges Meunier (1869-1942) war einer der erfolgreichen Plakatkünstler, die (zunächst) unter dem Einfluss von Jules Cheret, dem „Vater der Plakatkunst“, standen – und wie so viele seiner Kollegen begann Meunier als Illustrator bzw. Karikaturist für Zeitschriften wie „Le Rire“.
Der Franzose Georges Meunier wird mitunter mit dem belgischen Plakatkünstler Henri Georges Meunier (1873-1922) verwechselt, bisweilen werden in der Literatur sogar biografische Angaben vermischt. Die Stile der beiden unterscheiden sich dabei ebenso deutlich wie ihre Signaturen.


1902

Le Rire 1906

Le Rire 1903


Donnerstag, 5. Mai 2016

Julius Ussy Engelhard



Wie so viele bekannte deutsche Gebrauchsgrafiker studierte Julius Ussy Engelhard (1883-1964) an der Akademie der schönen Künste in München. Einer seiner Lehrer war hier Franz von Stuck.
Engelhard lieferte Illustrationen für verschiedene Zeitschriften, war ein etablierter Plakatmaler gestaltete Werbeanzeigen, darunter kostspielige ganzseitige Farb-Annoncen wie die hier abgebildeten aus den Jahren 1924 und 25, die die Firmen nur von den besten Grafikern ausführen ließen.
Engelhards Stil erinnert über weite Strecken an seinen berühmten Münchner Kollegen Ludwig Hohlwein. München bildete im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts neben Berlin ein Zentrum der Plakatkunst und Engelhard war einer der führenden Vertreter der Münchner Plakatszene, an deren Spitze unangefochten der „Plakatkönig“ Hohlwein stand.



1922

1922


Mittwoch, 4. Mai 2016

Henry Gerbault


1900

Henry Gerbault (1863-1930) machte sich als Maler, Plakatgestalter und sogar als Dramaturg einen Namen; wie bei so vielen seiner Kollegen bildeten jedoch Illustrationen für Zeitschriften ein Hauptbetätigungsfeld. Gerbault pflegte dabei in den Jahren um die Jahrhundertwende eine stilistische Ausdrucksweise, die der Ferdinad Bacs und Albert Guillaumes recht nahe kam, obgleich sein Strich weniger dynamisch und seine Zeichnungen insgesamt einfacher gehalten sind. Auch Gerbault zeichnete und malte mit Vorliebe schöne mondäne Frauen der Belle Epoche, ' war aber in puncto Spott und Satire zu meist ein wenig zurückhaltender als seine Kollegen. Die erotische Komponente - bei vielen Arbeiten der drei erfolgreichen Illustratoren immanent - war hingegen bei Gerbault am stärksten ausgeprägt.

1904

1900

Le Journal Amusant 1901