Donnerstag, 28. Juli 2016

Francisco Xavier Gosé


1902

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog es Künstler aus aller Herren Länder nach Paris, wo sie in Konkurrenz zu den zahlreichen einheimischen Kollegen traten, die oftmals mit Illustrationen für die vielen in der französischen Metropole erscheinenden illustrierten Journale ihren Lebensunterhalt verdienten. Der Katalane Francisco Xavier Gosé war einer der Zeichner, die sich aufgrund ihrer Begabung in der Szene behaupten konnten. Mit seinem ganz eigenen Stil, der ihn als einen Vorreiter des Art Deco auszeichnete, porträtierte er die Boheme und die oberen Gesellschaftsschichten, u.a. zählte zum illustren Kreis von Illustratoren, die für die exklusive "Gazette du Bon Ton" arbeiteten. Mit Beginn des ersten Weltkriegs zog es Gosé zurück in seine katalanische Heimat, wo er bereits 1915 im Alter von nur 39 Jahren starb.

Simplicissimus 1911

Le Rire 1901

Simplicissimus 1911


Ferdinand von Reznicek


Einband eines bei Albert Langen 1907 erschienenen Buches 

Obwohl dem 1868 geborenen Österreicher Reznicek eine Offizierskarriere vorgezeichnet war, beendete er vorzeitig seine militärische Laufbahn, zog nach München, studierte an der dortigen Kunstakademie Malerei und wurde bald zu einem erfolgreichen Illustrator, der die bessere Gesellschaft der bayrischen Hauptstadt unter virtuoser Beherrschung seiner künstlerischen Mittel elegant und dabei durchaus mit leisem, hintergründigem Spott oder zumindest feiner Ironie zu porträtieren wusste. Reznicek, der auch Bücher und Notenhefte illustrierte sowie einige wenige Plakate gestaltete, wurde vor allem als Illustrator für den „Simplicissimus“ bekannt, wobei er sich durch seinen recht konventionellen Stil deutlich von anderen Illustratoren des Blattes abhob. Mit Rezniceks frühem Tod im Jahr 1909 verlor der Simplicissimus einen bei seiner Leserschaft überaus beliebten Zeichner.   

1906

1906

1908

Mittwoch, 27. Juli 2016

Chéri Hérouard


1917

Frühe „Herrenmagazine“ enthielten (erotische) Geschichten und weitere Beiträge von zumeist begrenzter literarischer Qualität, von der sich die Illustrationen oftmals abhoben. So finden sich beispielsweise ausdrucksvolle Arbeiten von Jeanne Mammen in Ausgaben von „Der Junggeselle“ oder Bilder Josef Fennekers in „Reigen“ und "Berliner Leben". Das erfolgreiche französische Flaggschiff unter den Zeitschriften mit „pikanten“ Inhalten „La Vie Parisienne“ zeigte durchweg gefällige Illustrationen von erstklassiger Qualität, die einen breiten Geschmack bedienten und den Erfolg der Zeitschrift bedingten. Chéri Hérouard (1881-1964) prägte dabei ihr Erscheinungsbild mehr als drei Jahrzehnte entscheidend mit.
Während Herouard für „La Vie Parisienne“ überaus geschickt mit erotischen Andeutungen spielte, ließ er unter dem Pseudonym „Herric“ weit weniger Zurückhaltung walten.


1917

La Vie Parisienne 1923




Montag, 25. Juli 2016

Paul Scheurich


Frontispiz und Titelblatt eines Buches von 1912

Paul Scheurich ist einer der bekanntesten Namen aus der großen Zeit der deutschen Plakatkunst in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg. Darüber hinaus war der vielseitige Künstler in vielen künstlerischen und gebrauchsgrafischen Gebieten höchst erfolgreich, so machte sich der seit 1919 „nebenbei“ mit einer Professur an der Dresdner Kunstakademie lehrende Scheurich u.a. einen Namen als bedeutender Modelleur von Porzellanfiguren, war als Illustrator für Bücher und Zeitschriften tätig, gestaltete Banknoten, trat als Pionier animierter Werbefilme in Erscheinung und entwarf Kostüme, Bühnenvorhänge und -bilder, so auch für Max Reinhardt. Im NS-Staat hielt die Popularität Scheurichs, der bereits 1907 antisemitische Illustrationen für eine einschlägige Veröffentlichung angefertigt hatte, unvermindert an und er bekam öffentliche Aufträge für Skulpturen und Gemälde. Der 1883 in New York geborene Scheurich starb 1945.  



1930

Sektwerbung 1908

Mittwoch, 13. Juli 2016

Henry Mirande



Henry Mirande (1877-1955) zählte nicht zu den profiliertesten Erscheinungen unter den zahlreichen französischen Illustratoren und Karikaturisten der vorletzten Jahrhundertwende. Dabei verstand er es insbesondere nicht weniger eindringlich als viele seiner bekannteren Kollegen, die sozialen Missstände seiner Zeit offenzulegen. Mirande sah mit einem besonders warmherzigen Blick auf die Menschen am untersten Ende der sozialen Skala – oftmals mit einem Augenzwinkern, das dem Betrachter ein Lächeln entlockt, welches auf den zweiten Blick nicht selten im Halse strecken bleibt …
Mirande zeichnete für Journale wie Le Rire und L'Assiette au Beurre, daneben malte er, gestaltete Musiktitel und illustrierte Bücher.  






Samstag, 9. Juli 2016

Raphael Kirchner


Bucheinband 1908

Der 1875 in Wien geborene Raphael Kirchner schuf zahlreiche Illustrationen für Bücher und Zeitschriften, vor allem aber genossen seine weit verbreiten Bildpostkarten auch bei weniger kunstinteressierten Kreisen eine überaus große Beliebtheit, die ihn zu einem der bekanntesten Künstler der Belle Époque machte.
Kirchners in unvergleichlich zarter Manier erstellten sinnlichen Darstellungen schöner junger Frauen waren auch in den Vereinigten Staaten verbreitet und hatten dort großen Einfluss auf die Herausbildung der Pun-Up-Kunst.
Raphael Kirchner zog es wie so viele Künstler um 1900 nach Paris; mit Beginn des Krieges übersiedelte er nach New York, wo er schon drei Jahre später starb.

Buchtitel von 1919 unter Verwendung einer Illustration Kirchners

Buchtitel 1916

La Vie Parisienne September 1913


Freitag, 8. Juli 2016

Hans Christiansen


August 1897

Dass Hans Christiansen heute als einer der bedeutendsten deutschen Jugendstil-Künstler gilt, liegt nicht zuletzt daran, dass der seinerzeit in Paris tätige Maler, Illustrator und Kunstgewerbler die Aufmerksamkeit des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen erregte und 1899 an dessen späterhin weit berühmte Darmstädter Künstlerkolonie berufen wurde, wo er sich frei von finanziellen Sorgen künstlerisch vervollkommnen konnte.
Der 1866 in Flensburg geborene Kaufmannssohn Christiansen lernte in seiner Heimatstadt zunächst das Handwerk des Dekorationsmalers und arbeitete als solcher in Hamburg. Sein besonderes Talent wurde rasch erkannt und Christiansen unternahm  nach seinem Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule als Fachschullehrer in Hamburg teils als Stipendiat der Hamburger Gewerbekammer zahlreiche Reisen, die ihn künstlerisch weiterentwickeln sollten.
Christiansen entwickelte einen eigenen reduzierten, durchkomponierten und auf der Wirkung von perfekten Farbkompositionen und schwungvollen Linien basierenden, zumeist vordergründig dekorativen „Jugend-Stil“. Wie so viele Jugendstil-Künstler sah er sich als „Kunst-Handwerker“ dessen Kunst möglichst viele Bereiche durchdringen sollte. Christiansen arbeitete als Maler, er illustrierte Bücher und Zeitschriften, gestaltete Plakate, arbeitete als Architekt und Raumausstatter und entwarf Keramik, Teppiche, Möbel, Mode, Schmuck, Kunstverglasungen und vieles mehr. Christiansen, der nach seiner Abkehr vom Jugendstil vornehmlich als weit weniger beachteter Maler arbeitete, starb 1945.

Titel einer Ausgabe der "Jugend" von 1898


... ein weiterer Titel dieses Jahrgangs

Bucheinband von 1909

Donnerstag, 7. Juli 2016

Franz Stassen


Buchvorsatz 1906

Franz Stassen, von Hause aus Maler, erlangte vor allem durch seine kunsthandwerklich hochwertigen und sehr aufwändigen Buchillustrationen recht große Popularität, wobei er in der Regel Bücher illustrierte, die seiner völkisch-nationalen Gesinnung oder seinen mythologischen, esoterischen Interessen entsprachen. Seine oftmals ausgesprochen pathetischen Motive gestaltete Stassen zu Beginn des Jahrhunderts mit Stilmitteln des damals populären Jugendstils, ohne ein originärer Vertreter dieser Kunstrichtung gewesen zu sein.
Der 1869 geborene Stassen trat 1930 der NSDAP bei, erhielt 1939 einen Professorentitel und wurde 1944 in Hitlers „Gottbegnadeten Liste“ der „wichtigsten deutschen Künstler“ aufgenommen. Franz Stassen starb vier Jahre nach Ende des Krieges.

Titelblatt des obigen Buches

Titelblatt 1906

Buchillustration 1905

Dienstag, 5. Juli 2016

Artur Scheiner


Pate Droßelmeier, Buchillustration um 1928

Der böhmische Maler Artur oder auch Artus Scheiner (1863-1938) machte sich in erster Linie als hervorragender Buchillustrator einen Namen, wobei seine Arbeiten verschiedene Stile seiner Zeit widerspiegeln, darunter den Spätimpressionismus, den „Wiener Jugendstil“ oder auch den Symbolismus. Letzterer zeigt sich naheliegenderweise nicht zuletzt in vielen seiner Illustrationen zu Märchen und Phantastischer Literatur.
Einem breiten Publikum wurde Scheiner durch seine kindgemäß einfachen gehaltenen Bilder in populären Kinderbüchern bekannt, so illustrierte er in den 1930er Jahren u.a. Bände der „Pucki“-Reihe.
Vor ganz anderer Art wiederum sind seine atmosphärisch dichten und sehr virtuosen Gouachen zu Achille Segards erotischer Reihe „Die sieben Todsünden“ (um 1905):


Frontispiz eines Buches der Reihe

Anfang des 20. Jahrhunderts zählte Scheiner zu den Zeichnern der
"Lustigen Blätter" und stellte hierbei u.a. sein Talent als
wandlungsfähiger Karikaturist unter Beweis. (1901)