Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichten
neue Druckverfahren das Aufkommen illustrierter
Zeitschriften für ein breites Publikum. Mit den Möglichkeiten
massenhafter, preiswerter Reproduktion erfolgte eine deutliche
Aufwertung der Zeichnung und und ihrer Urheber, die Illustration entwickelte sich zur eigenständigen Form künstlerischen Ausdrucks.
Die neuen Druckerverfahren hatten aber
auch deutlichen Einfluss auf die Herausbildung eines neuen
konturbetonten, reduzierten, flächigen Stils, da zunächst keine
oder nur angedeutete Tonabstufungen wiedergegeben werden konnten.
Diese technischen Bedingungen waren für
die Herausbildung neuer grafischer Ausdrucksformen ebenso bedeutsam
wie künstlerische Entwicklungen, die sich unter dem Einfluss
japanischer Farbholzschnitte vollzogen.
Der neue Stil verselbstständigte sich
unabhängig von der fortschreitenden technischen Entwicklung und
prägte die Entwicklung von Graphik und Kunst entscheidend mit –
bis hin zum Comic oder zur Pop-Art.
Gustave Henri Jossot (1866-1951) nutzte
schon früh außerordentlich ausgeprägte Konturen und reduzierte
Formen für seine unverwechselbaren, pointierten graphischen
Arbeiten. Jossot (1866-1951), der sich nach seiner Konvertierung zum
Islam im Jahr 1911 „Abdoul Karim Jossot“ nannte, arbeitete als Gebrauchsgrafiker und Karikaturist, der sich häufig äußerst kritisch mit sozialen und gesellschaftlichen Missständen seiner Zeit auseinandersetzte, darüber hinaus war er auch als Maler recht erfolgreich.
„Wenn er die Betschwester mit
einigen dicken, tintenfetten Strichen zeichnet, läßt er aus ihren
Augenlidern ein großes, lüsternes Auge hervorquellen, aus dessen
länglicher weißer Kapsel das Schwarz der schmachtenden Pupille
besonders scharf hervorsticht. Trotzdem er aber gewaltig übertreibt
und die Natur mehr als irgendein anderer Künstler entstellt, bewahrt
er dennoch einen Schein von Wahrheit, da er den graphischen Ausdruck
einer Leidenschaft, wie er sich in den Gesichtszügen widerspiegelt,
nur ein wenig auf die Spitze treibt. Um zu einer solchen, allerdings
phantastischen Wirklichkeit zu gelangen, bedient er sich einer höchst
einfachen Mache und bringt in der Figur, die er zeichnet, nur eine
einzige Empfindung zum Ausdruck.“ (Gustave Kahn 1907)
Jossot war einer der populärsten Illustratoren der sozialistischen/ anarchistischen Zeitschrift "L'Assiette au Beurre". |
"Münchner Jugend" 1898, Nr.25 |
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