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der Zeitschrift „Die Aktion“ (1919) |
Der
in Leipzig geborene und gestorbene Maler und Grafiker Rüdiger Berlit
(1883-1939) ist der
bekannteste
Vertreter des Expressionismus in seiner Heimatstadt. Diesem Stil
wendete er sich schon bald nach seiner künstlerischen Ausbildung in Leipzig und München etwa
ab 1915 zu. Während des ersten Weltkriegs kam Berlit mit
sozialistischen Ideen in Berührung und engagierte sich fortan in diesem Bereich.
Die linke Zeitschrift „Die Aktion“ verhalf dem
Expressionismus zum Durchbruch in Deutschland und veröffentlichte
zwischen 1919 und 1928 einige Holzschnitte von Berlit. 1919 wurde ihm
sogar ein Sonderheft gewidmet. 1924 illustrierte er mit fünf
Holzschnitten Bruno Vogels Buch „Es lebe der Krieg!“, eines der
ersten, bedeutendsten und heute noch lesenswerten Antikriegsbücher
nach dem ersten Weltkrieg. Unter dem Deckmantel der Gotteslästerung
und der Verbreitung unzüchtiger Schriften wurde 1925 ein Prozess
gegen den Verleger, den Autor und den Illustrator angestrengt, der
erst vier Jahre und mehrere Instanzen später endete. Schlussendlich
musste nur der Verleger Arthur Wolf eine geringe Geldstrafe zahlen,
während Berlit und Vogel freigesprochen wurden. In den zensierten
Folgeauflagen fehlen zwei Episoden des Buches und ein Holzschnitt von
Berlit.
Wenige Jahre vor seinem Tod war Berlit noch an der letzten
Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes beteiligt, die allerdings
wenige Tage nach ihrer Eröffnung vom Nazi-Regime zwangsgeschlossen
wurde.
Zensierter
Holzschnitt aus „Es lebe der Krieg!“ (1924) |
* Gastbeitrag - Text und Abbildungen von Matthias Hageböck, Weimar